Heft #32
Die Zeit der Pandemie zwingt uns, sie zum Thema zu machen. Auch wenn es nicht direkt geschieht, so tritt doch bei jedem Schritt, jedem Atemzug ein zusätzliches Innehalten auf. Die staatsbürgerliche Zeit um uns herum ist eingefroren, die Künste versuchen ihren Weg zu einem verwirrten Publikum zu finden, das zwar arbeiten darf aber von jeder Art Genuss abgehalten wird. Inmitten der klaren Präferenzen der Gesellschaft, die wir aufgebaut haben, haust auch der Irrationalismus. Vom griechischen Ministerpräsidenten, der samt Ehefrau mitten im Lockdown in einem geschützten Waldgebiet Motorradsport treibt bis hin zu den Bewegungen, die Covid 19 leugnen, schaffen die täglichen Widersprüche eine Kultur des Misstrauens gegenüber den Institutionen. Vielleicht entgeht das geschriebene Wort durch seine Spezifität und sein eigenes Zeitmaß dieser Schwierigkeit, täuscht uns durch seine Stabilität und beschert uns einen Bezug zu einer Welt außerhalb des Regimes und der triefenden Angst, die die Krise unserer Epoche vorantreibt. Mit der 32. Ausgabe von Exantas versuchen wir, erneut den Spuren dieses verlorenen Gleichgewichts zu folgen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Die Redaktion
Inhalt
Editorial
Brief aus Athen, Kostas Kalfopoulos
POLITIK
Der Streit um die Abgrenzung des Festlandsockels zwischen der Türkei und Griechenland, Ulf-Dieter Klemm
Das organisierte Vergessen: Ein Blick auf die Geschichte griechisch-türkischer Kulturpolitik aus aktuellem Anlass, Johannes Niehoff-Panagiotidis
GESPRÄCHE
Gespräch mit Dimitris Amvrossiadis, Vorsitzender der Wilde Rose e.V.
KULTUR
Der griechischeν Tragödie vermeintlicher Bockgesang, Hans Eideneier
Die rechtsextremer Musikszene in Griechenland – Ein Einblick, Ursula Vryzaki
KUNST
„The truth is in the Soil“ – Ein Projekt der Fotokünstlerin Ioanna Sakellaraki
LITERATUR
Nachruf auf Mimika Cranaki, Birgit Hildebrand
Über den Dichter Dinos Christianopoulos, Maria Topali
Kiki Dimoula, Niki Eideneier
Flüchtlinge, Τhanasis Valtinos
GESCHICHTE
60 Jahre deutsch-griechische Arbeitsmigration in die Bundesrepublik, Fanny Marina Papoulia–
BERLIN
Téchne
BÜCHER
Verräterische Worte. Ein Streifzug durch die frühen Erkundungen von Dimitris Nollas, Fanny Marina Papoulia